ALTE BUCHENWÄLDER UND BUCHENURWÄLDER DER KARPATEN UND ANDERER REGIONEN EUROPAS
SERIELLES UND TRANSNATIONALES WELTNATURERBE
Die großen Wälder, die seit langer Zeit Teil einer der am stärksten anthropisierten Regionen der Erde sind, bestehen größtenteils aus Buchen (Fagus sylvatica). Diese Baumart stammt aus Europa. Nur wenige Wälder haben ihre ursprüngliche Physiognomie in den vielen Jahrtausenden, in denen der Mensch sie sich zunutze machte, bewahrt und sind deshalb besonders wertvoll. Es gibt 94 ursprüngliche Buchenwälder in diesem länderübergreifenden Serienschutzgebiet, die sich über 18 Staaten erstrecken und insgesamt über 100.000 Hektar umfassen. 13 dieser Wälder liegen auf italienischem Gebiet und gehören zu den wertvollsten und charakteristischsten Wäldern der Bergwaldlandschaft im Mittelmeerraum. Die Buche hat in diesen abgelegenen Regionen Süd- und Südosteuropas die schwierigen klimatischen Bedingungen der Eiszeiten der vergangenen 2 Millionen Jahre überlebt. Diese Baumart breitete sich mit dem Temperaturanstieg nach dem Ende der letzten Eiszeit wieder nach Norden hin aus, besiedelte viele Gebiete und passte sich an die klimatische und ökologische Vielfalt der europäischen Regionen an, wodurch sie den Kontinent eroberte. Man erhält einen Einblick in die Landschaft des wilden und geheimnisvollen Europas vor der Entstehung des Homo sapiens, wenn man die Schwelle der Baumwelten überschreitet, die diese Wälder schützen.
NICHT ZU VERPASSEN
„Wenn man im Wald wandert, dann ist es, als würde man in Erinnerungen eintauchen. Eine Vergangenheit, die fast an einen Mythos grenzt, eine zeitlose Zeit, die wie ein Traum in der Schwebe ist, jenseits persönlicher Erinnerungen und Geschichten. Es scheint, dass die Stämme der Bäume wie lebendige, uralte Präsenzen wirken, wie eine Versammlung der Vorfahren, der großen Heerscharen namenloser Generationen, der Völker, die uns in einem zeitlosen Augenblick willkommen heißen.“
Diese Route orientiert sich an den Überlegungen von Francesco Boer in Troverai più nei boschi und führt in das Herz des Casentino-Wälder-Nationalparks, wo der nördlichste der von der UNESCO anerkannten Buchenwälder Italiens liegt. Der Rundweg um Camaldoli, der durch die Casentino-Wälder mit atemberaubenden Aussichten und historischen Zeugnissen verläuft, nimmt zwei Tage in Anspruch.
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„[...] Bewundere die Füchse, / die Bussarde,
den Wind, den Weizen / Lerne, Dich über
einen Bettler zu beugen, / kultiviere deine
Härte und kämpfe, / bis Du nicht mehr kannst.
/ Lass Dich nicht treiben, geh auf den Grund, /
auch auf die Gefahr hin, zu ertrinken / Lächle
über diese Menschheit, / die sich nur um sich
selbst dreht / Mach Platz für die Bäume.“
Für den Dichter, Schriftsteller, Regisseur und „Dorfforscher“ Arminio „beginnt Lukanien im April und endet im Oktober. Es ist keine Region, sondern ein Abriss des Sonnensystems: Der Mond steht in Aliano in den Furchen, Saturn unter dem Vulture, Mars in Pietrapertosa, Jupiter auf dem Pollino“. Im größten Naturschutzgebiet Italiens, dem Pollino-Nationalpark, liegen zwei der in die UNESCO-Liste aufgenommenen alten Buchenwälder. Ein sehr seltenes Beispiel für einen Primärwald auf dem Alten Kontinent ist der alte Buchenwald des Pollinello, der keine Anzeichen für menschliche Eingriffe in das Ökosystem des Waldes aufweist. Hier sind viele mehrere Hundert Jahre alte Buchen beheimatet. Michele und Norman sind mit einem Alter von über 620 Jahren die ältesten Buchen Europas.
NICHT ZU VERPASSEN
„Der Gargano stellt das abwechslungsreichste Gebirge dar, das man sich vorstellen kann. Mit 50 Meter hohen Buchen und Zerreichen mit 5 Meter Stammumfang, einem biblischem Alter; mit Tannen, Ahorn und Eiben; mit leuchtenden Farben, der Vorstellung, dass sich die Jahreszeiten in der Abendstunde verzaubert haben; mit Rehen, Hasen, Füchsen, die zwischen den Füßen laufen; mit jedem Trillern, Zwitschern und Piepen der Vögel. Der Gargano trägt den umbrischen Wald in seinem Herzen.“
In den lebendigen Bildern, die das Werk Giuseppe Ungarettis Il deserto e dopo hervorruft, sticht die Einzigartigkeit des umbrischen Waldes hervor, der vielleicht der eigentümlichste aller Wälder der seriellen UNESCO-Stätte ist. Bewacht wird er vom Kalksteinausläufer des Gargano, der in das kobaltblaue Wasser der südlichen Adria hineinragt. Diese Route durchquert ihn von Norden nach Süden und bietet die Möglichkeit, die Naturschätze des Waldes mit denen der Küste zu verknüpfen, ebenso wie einige kulturelle Schätze, die das aus Geschichte und Natur des Gargano-Nationalparks bestehende Mosaik bereichern.
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„Wissenschaftlich läge das
maximale Alter der Buche bei
dreihundert Jahren. Ich finde
das Dementi seitens der Abruzzi Wälder sehr schön. [...] Ich kann
mich an den Fuß eines Baumes
setzen, der zur Zeit Michelangelos
und Raffaellos entstand, und
von hier aus alle Phasen des
Lebenszyklus natürlicher
Wälder in einer gemäßigten
Zone betrachten: säulenförmige
Bäume verschiedener Formen,
stehende, abgestorbene Bäume
mit regalartigen Pilzen, andere,
auf den Boden gestürzte Bäume
mit zahlreichen Höhlen, ein- oder
zweijährige Setzlinge inmitten
von Moosen und Flechten. Ein
Gefühl der Dankbarkeit gegenüber
denjenigen, die weitsichtig waren;
ein Gefühl, das der marsische
Braunbär sicher teilt.“
Alberi sapienti, antiche foreste, Daniele Zovi
Der Buchenwald des Cervara-Tals ähnelt
einem Wald, an den der Mensch nie Hand
angelegt hat. Die durch den Botaniker Loreto
Grande aus Villavallelonga geleitete lokale
Gemeinde bewahrte ihn vor wirtschaftlichen
Interessen und stellte ihn sogar nach dem
Krieg unter den Schutz des AbruzzenNationalparks. Heute ist er die Heimat einiger
der ältesten Fagus sylvatica-Exemplare der
gesamten nördlichen Hemisphäre. Die
ökologische Dynamik, die das zyklische
Leben des Waldes regelt, vom Absterben der
ältesten Exemplare bis hin zur Entstehung
junger Bäume, ist gut zu erkennen.
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Die italienischen UNESCO-Welterbestätten erzählen ihre Geschichte durch die Worte großer Schriftsteller, die ihre Geschichte und Schönheit gefeiert haben
Hör dir alle Episoden anFÜR DIE JÜNGSTEN
„NIMM ES DIR NICHT ZU HERZEN, / GENIEßE LIEBER EINMAL IN RUHE DIE STILLE / UND LAUSCHE IHREN STIMMEN... / LAUSCHE DEM WALDRADIO, / DAS VON AST ZU AST / DIE MUSIK DES LEBENS ÜBERTRÄGT, / SEINEN EWIGEN RUF... / LAUSCHE DEM GESANG DES WINDES, / DEM MURMELN DER BÄCHE UND ZWISCHEN DEN NESTERN DEM SÜßEN GESCHNATTER DER / VÖGEL... / FOLGE VON BLATT ZU BLATT, / VON PFAD ZU PFAD, / DER NATUR, DIE SICH / IN IHREM GRÜNEN GEHEIMNIS VERBIRGT.“
LESEEMPFEHLUNGEN
Buchempfehlungen zu den Buchenwäldern.
- Il deserto e dopo. Le Puglie, Giuseppe Ungaretti (1961). Der Dichter erinnert in dieser Sammlung von Reiseberichten voller von universellen Themen geprägten Überlegungen und Anregungen an die Orte, die er bei seinen Erkundungen in der Gegend des Gargano besuchte.
- Bäume, Hermann Hesse (1952). Die schillernde Sammlung von poetischen Texten, Prosareflexionen und Kurzgeschichten handelt von Bäumen, die den Autor wie treue Gefährten begleiten
- L’Italia è un bosco, Tiziano Fratus (2014). Erfahrene, durchdachte „Dendrographie“ voller Gefühle von einem Menschen, der sein Leben der Forschung und Studien großer Bäume der Welt gewidmet hat. Er konzentriert sich auf dieser Reise auf die lebendigen Schätze Italiens von den Pionieren der Alpengipfel bis hin zu den Riesen des Apennins.
- Cedi la strada agli alberi, Franco Arminio (2017). Unter diesem aufschlussreichen Titel sammelt der Autor Gedichte über Liebe und Erde, die der „Landschaft“ und allen Lebewesen, die sie bewohnen, mit einem Gefühl der Teilhabe und der Fürsorge für das Bestehende gewidmet sind, das unter dem Schutz der Bäume steht – der Schlüssel, um sich in die Welt zu verlieben.
- Alberi sapienti, antiche foreste, Daniele Zovi (2018). Der Forstwissenschaftler Zovi ist ein außergewöhnlicher Führer in der Welt, die er am besten kennt, der Welt der Wälder, nachdem er über 40 Jahre im Forstkorps gedient hat. Es ist eine „andere“, eine „wilde“ Welt, „ein Ort des Geistes, eine Dimension, in der Ängste und Hoffnungen, Fluchten und Umarmungen, Träume und Visionen der Vorfahren schweben“, so der Autor
- Troverai più nei boschi, Francesco Boer (2021). Der Autor begibt sich voller Neugierde und Offenheit für das Wunder gemäß der Maxime von Bernhard von Clairvaux, die den Titel inspiriert, mit einem Blick, der die Klarheit der Wissenschaft und die Sinnhaftigkeit der inneren Forschung miteinander verbindet, durch die Natur. Als Anleitung zum Hören für das, was Bäume und Felsen dem Menschen zu sagen haben, ist das vorliegende Buch ein „Handbuch zur Entschlüsselung der Zeichen und Geheimnisse“ der Natur.
Kinder- und Jugendliteratur:
- Filastrocche per tutto l’anno, Gianni Rodari (1986). Rodari schenkt uns ein Jahr voller von Ironie, Toleranz und Solidarität geprägten Kinderreime. Durch die Vielfalt an behandelten Themen und den Sprachspielen wird stets ein aktueller Humanismus in den Mittelpunkt gestellt.
- Il favoloso mondo degli alberi, Federica Buglioni, Emanuela Bussolati (2021). Die Kleinen sitzen im Schatten der Bäume und werden von deren Umarmung geschützt. Sie erkunden die geheimnisvolle Welt der Pflanzen, die sich zwischen Wissenschaft und Geschichte, Alltag und Mythologie befindet. Die Hauptfiguren der Reise sind 15 Baumarten, die im Leben der Menschen eine große Bedeutung einnehmen.
Laden Sie das digitale Buch herunter und entdecken Sie die 60 UNESCO-Welterbestätten Italiens durch die Worte berühmter Autoren der italienischen und weltweiten Literatur.
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