CASTEL DEL MONTE
WELTKULTURERBE
Sobald man das Castel del Monte von weitem auf einem grünen einsamen Hügel der Murgia sieht, stößt jeder beim Anblick seines unverwechselbaren Profils einen Ausruf des Erstaunens aus. Es wurde von Friedrich II. (HRR) (1194–1250), eine der charismatischsten Figuren des europäischen Mittelalters, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Sizilien und König von Jerusalem – besser bekannt unter dem Namen Stupor mundi, „das Staunen der Welt“ – in Auftrag gegeben. Friedrich II. war hochgebildet und seine vielseitigen Interessen reichten von den Wissenschaften über Sprachen und die Falkenjagd bis hin zur Astronomie. Er umgab sich mit Wissenschaftlern und Gelehrten und verkörperte so die Geisteshaltung des Humanismus, die seiner Zeit weit voraus war. Seit jeher ist das Castel del Monte Gegenstand historischer Interpretationen sowie teilweise kühner Fantasien. Gerätselt wird über die Funktion der Burg: Jagdschloss, Kalender in Stein, Königskrone, weltliche Kathedrale – die Frage konnte bis zum heutigen Tag nicht beantwortet werden. Doch selbst wenn man Geheimnissen nicht hinterherjagt, ist es praktisch unmöglich, sich der subtilen Symbolik, die jeden einzelnen Stein zu durchdringen scheint, zu entziehen. Das Achteck ist eine perfekte Verschmelzung von Kreis und Quadrat. Im Castel del Monte dreht sich alles um die Acht, eine Zahl mit unzähligen geometrischen, astronomischen und spirituellen Implikationen. Das Rätsel um diese Burg mit ihrer feierlichen und harmonischen Ausstrahlung bleibt weiterhin bestehen und wartet darauf, gelüftet zu werden.
NICHT ZU VERPASSEN
„Es ist nicht immer einfach, einen architektonischen Gedanken mit mehr mathematischer Regelmäßigkeit durchzuführen, als es hier geschah, wo das einfachste Grundsystem die edelste Durchbildung in reichen Einzelheiten empfangen hat, ohne ins Phantastische überzugehen.“
Der deutsche Historiker Ferdinand Gregorovius besuchte Castel del Monte im Jahr 1875 und war tief beeindruckt. Unseren Ausgangspunkt bildet der einzigartigste Herrensitz Süditaliens. Danach kommen wir nach Andria und Barletta, ebenfalls Orte, die eng mit der Erinnerung an den großen Stauferkaiser verwoben sind.
Google Maps
„Über diesen Ort sind schon
zu viele Worte verloren
worden. Studien, Eindrücke,
Erinnerungen. Aber was sich mir
heute mit überwältigender Kraft
aufdrängt, ist die strukturelle
Verbindung dieser Mole mit
dem von Eco erdachten Kloster.
Ja, mit dem Kloster, das JeanJacques
Annaud für Der Name
der Rose gebaut hatte. Und
die kalten, aufgeschnittenen
Räume der Rippen, das
konzentrische Wandern zwischen
Wendeltreppen und Räumen
auf den verschiedenen Etagen
erinnern nicht an Friedrich
den Kaiser, sondern an den
schrecklichen Jorge.“
Zu klein, um ein Palast zu sein, zu vornehm, um nur ein Jagdschloss zu sein, wurde die Burg vielleicht erbaut, um gelegentlich von einem kleinen Hofstaat bewohnt zu werden. Castel del Monte verfügte über große Kamine und für die damalige Zeit hochmoderne Sanitäranlagen wie steinerne Waschbecken, Abflussrohre und Abflüsse. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass es keine Kapelle gab.
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„ICH WEISS NICHT, WIE DIE MAUERN VON THEBEN AUSSAHEN, DIE AMPHION DEM MYTHOS NACH ZUM KLANG SEINER ZITHER ERRICHTETE, DIE DIE STEINE DER BERGE ANLOCKTE UND LENKTE; ABER AN SCHÖNHEIT KONNTEN SIE DIE MAUERN DIESER BURG NICHT ÜBERTREFFEN [...]“


LESEEMPFEHLUNGEN
Buchempfehlungen, um in die Geheimnisse der Burg einzudringen.
- In Puglia, Ferdinand Gregorovius (1874–75). Der deutsche Historiker verliebte sich in Apulien und seine Menschen und zeichnet ein Bild von der Region vor einem Jahrhundert, nicht ohne dabei auch auf die Geschichte in der Antike einzugehen.
- Viaggi in Occidente, Mario Praz (1955). Artikelsammlung über die Reisen des Autors in Europa und Amerika.
- 18 mal italien, Guido Piovene (1957). Er bereiste drei Jahre lang Italien, um diese äußerst detaillierte Reportage zu schreiben, die als Klassiker der italienischen Reiseliteratur gilt. Von den Alpen bis nach Sizilien, vorbei am Castel del Monte, ist der Blick des Autors eine Einladung, unsere Wunder zu entdecken.
- La vergine napoletana, Giuseppe Pederiali (2009). 1293 machen sich der Arzt Giovanni da Modena und der sizilianische Sarazene Yusuf Ibn Gwasi auf die Suche, um der schwäbischen Dynastie wieder zu neuem Glanz zu verhelfen, ausgehend von der wenig haltbaren Geschichte, dass Konrad von Schwaben heimlich eine neapolitanische Jungfrau geheiratet und einen Sohn mit ihr bekommen haben soll. Die abenteuerliche Reise kann nur in Castel del Monte beginnen, um sich dann in Lucera, Neapel und Melfi fortzusetzen, alle Orte, die eng mit Friedrichs Epos verbunden sind.
- Otto. L’abisso di Castel del Monte Alfredo De Giovanni (2010). Ein fesselnder Roman voller Wendungen und Spannung. Im Mittelpunkt steht die natürliche Zahl 8, die in Friedrichs Schloss allgegenwärtig ist und deren Verliese die Protagonisten erkunden wollen.
- Castel del Monte, Franco Cardini (2016). Einer der bedeutendsten Gelehrten des europäischen Mittelalters zeichnet ein umfassendes Bild von der Burg, das auf verschiedene Weisen interpretiert werden kann, wobei sich jede Interpretation um die außergewöhnliche Figur des Kaisers dreht.
- Castel del Monte: la storia e il mito, Massimiliano Ambruoso (2018). Der Mittelalterforscher und Essayist zeichnet die geschichtlichen Etappen des Baus der Burg nach und veranschaulicht die unterschiedlichen Interpretationen, die im Laufe der Jahrhunderte bezüglich der Funktion der Burg dargelegt wurden.
Kinder- und Jugendliteratur:
- Storia e leggenda di Federico II Daniele Giancane (2011). Das von Liliana Carone illustrierte Buch ist für Kinder geeignet, die die Figur des Kaisers, seine Leidenschaft für die Jagd und die Schlösser lieben werden.
- Stupor mundi, Néjib (2017). Die Graphic Novel, auch ein mittelalterlicher Thriller, ist eine Reflexion über die Menschheit. Hannibal Qassim El Battuti, der berühmteste Wissenschaftler der arabischen Welt, trifft aus dem fernen Bagdad in Castel del Monte ein, um Friedrich II. um Unterstützung zu bitten. An seinem Hof trifft er auf illustre Persönlichkeiten aus allen Bereichen, die alle von seiner revolutionären Erfindung, dem „Haus des Lichts“, angezogen werden.
- Enrico e l’ottagono di pietra, Francesca Garofalo (2023). Wer Harry Potter und magische Geschichten liebt, wird verzaubert sein von der Geschichte Enricos und seinen beiden nicht mehr ganz jungen Freunde Antonino und Saverio, die sich unwiderstehlich zum Castel del Monte, einer Art Hogwarts in Apulien, hingezogen fühlen.

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