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DIE HÜGEL DES PROSECCO ZWISCHEN CONEGLIANO UND VALDOBBIADENE

icona patrimonio sito UNESCO
KULTURLANDSCHAFT
DOSSIER UNESCO: 1571
VERLEIHUNGSSTADT: BAKU, ASERBAIDSCHAN
VERLEIHUNGSJAHR: 2019
BEGRÜNDUNG: Die Hügel des Prosecco zwischen Conegliano und Valdobbiadene sind eine über die Jahrhunderte durch die Wechselwirkung zwischen Natur und Menschen gestaltete Weinbaulandschaft. Die Anpassung an die Hügelrücken und ihre Umgestaltung forderte spezifische Maßnahmen zur Bodennutzung. Der Mensch konnte die Züchtung der Weinberge von Hand an den steilen Steigen optimieren und Grasterrassen bilden, die als „Ciglioni“ bekannt sind, welche dem Verlauf der Landschaft folgen und die Stabilisierung der Böden fördern. Die daraus resultierende Landschaft ist von Weinbergen mit rechtwinkligen Reihen von hohen Reben und Landsiedlungen, großen und kleinen Wäldern geprägt.

„Die Weinberge sind mit Gold gewebte Wandteppiche,
wenn die Trauben glänzen und wenn – nachdem
die Weinlese sie erleichtert hat – überall die Blätter
glühen, bevor sie fallen.“

Veneto felice, Giovanni Comisso

Mit seinen steilen Hängen und den Weinbergen, an denen die Menschen die Reben noch heute von Hand bearbeiten, sowie der priviligierten Lage zwischen den Dolomiten und der Adria, die eine konstante Belüftung und die richtige Temperaturspanne gewährleistet, ist dieses Land gleichzeitig großzügig und schwer zu bestellen: An den Hügeln von Conegliano und Valdobbiadene kann man die Verbindung zwischen Mensch und Landschaft erkennen und sieht, wie sie sich gegenseitig geprägt haben. Von dieser liebevollen Beziehung erzählt Giovanni Comisso in Veneto felice, wenn er Folgendes schreibt: „Jene Landschaft war, wie es für jeden das Gesicht der Mutter ist, das unbestreitbar schön ist, weil es verehrt wird“. Es ist schwierig zu entscheiden, an welcher Stelle man mit der Erkundung der Hügel beginnen soll: Es gibt atemberaubende Ausblicke auf im Laufe der Jahrhunderte von Menschen veränderte Landschaften, die in eine natürliche Umgebung eingebettet sind; Straßen, die sich in einem unendlichen Geflecht von Kurven und Geraden kreuzen; Kirchen und Klöster; Dörfer zwischen den Reihen der Weinstöcke; Burgen, die das Land von den Anhöhen beherrschen. Und dann sind da noch die Weinkeller, in denen einer der bekanntesten und meistgetrunkenen Weine der Welt entsteht, und die Osterie, in denen traditionelle Gerichte von guter Laune und einer geselligen Atmosphäre begleitet werden.

NICHT ZU VERPASSEN

„In der Landschaft ist es das erste Zeichen der Hände Gottes, und ich rechtfertige empfindsame Wesen, die inmitten der schönsten Landschaften bezeugen, die Erscheinung der Gottheit gesehen zu haben. Das andere Zeichen ist der Mensch, aber der Mensch entsteht und wächst abhängig von der Landschaft: Er ist ein Spiegel der Landschaft.“

Giovanni Comisso verherrlicht in seinem Werk Veneto felice diese Hügel und bietet zugleich eine Zusammenfassung dessen, was unter „Kulturlandschaft“ verstanden wird.
Google Maps
Wir beginnen unsere Entdeckungsreise in
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Vittorio Veneto, wo Essen und Wein nur einer der Gründe sind, die für einen Besuch des historischen Zentrums sprechen: Die anderen Gründe sind Architektur, Kunst und Geschichte. Dann geht es weiter in Richtung
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Revine Lago und
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Tarzo, wo wir regelrecht in die Hügellandschaft eintauchen.
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San Pietro di Feletto halten wir auf dem Gipfel des Hügels an der mit Fresken bemalten Pfarrkirche an und bewundern den neben dem Eingang gemalten Christus des Sonntags. Wir kehren zum Weg zurück, um nach
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Refrontolo zu fahren, und machen am Molinetto della Croda auf einer Reise in die Vergangenheit zur Erkundung alter Handwerke und Traditionen Halt. Von hier aus geht es hinauf nach
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Rolle einem kleinen Dorf mit seinem Glockenturm, der sich von Weinbergen und wenigen Häusern abhebt, und das zum Symbol dieser Gegend geworden ist. Weiter geht es nach
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Cison di Valmarino, das von seiner heute in ein Hotel umgewandelten Burg beherrscht wird, und dann nach
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Follina, wo wir Abtei, ein Ort der Stille und der Spiritualität, mit ihrem herrlichen Kreuzgang besichtigen. Auf dem Weg gelangen wir nach
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Combai, das Dorf der Kastanien, wo der Wald steiler wird. Von hier aus beginnt das Auf und Ab bis nach
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Valdobbiadene: Hügel, um nach Guìa und Guietta sowie San Pietro di Barbozza zu erreichen, wo zwischen den Weinbergen auch Skulpturen besichtigt werden können. Wir durchqueren Valdobbiadene, um die Sinistra Piave zu erreichen, von wo aus wir den Rückweg antreten, jedoch nicht ohne einen Halt in
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Vidor und
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Farra di Soligo eingelegt zu haben, wo wir die
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Kirche San Vigilio, die
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Kirche San Lorenzo, den
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Aussichtsbalkon der Wallfahrtskirche Collagù und die
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Hermitage of San Gallo besichtigen. Der Ausblick auf die gesamte Ebene von Treviso und bei klarem Wetter sogar auf die Lagune von Venedig ist von hier aus herrlich. Weiter geht es nach
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Pieve di Soligo. Der Rückweg führt dann über
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Conegliano. Auch wenn der Blick auf die Landschaft an sich schon lohnenswert ist, sollten wir nicht vergessen, dass wir hier im Reich des Prosecco di Conegliano und des Valdobbiadene sind: In einer der zahlreichen Weinkellereien nehmen wir an einer Weinverkostung teil und kehren dann in eine Osteria ein, um die lokalen Köstlichkeiten zu probieren, vom Spieß zum Radicchio, und Tiramisù als Desert.

„Alles, was sich von
Valdobbiadene bis Conegliano
erstreckt, ist ein einziger großer
Weinberg. Die Grenzen trennen,
und die Besitzer können sich
manchmal streiten, doch im
Idealfall sind die Weinberge alle
miteinander verbunden. Es ist
wichtig, den eigenen Weinberg
gut zu bewirtschaften, denn
wenn man sich um seinen Besitz
kümmert, bleibt auch der Besitz
des Nachbarn erhalten.“

Un paesaggio tutelato, Ginevra Lamberti

Die beste Art und Weise, das Werk des Menschen zu würdigen und die Schönheit der Landschaft, der Hügel und der Voralpen zu bewundern, ist eine Wanderung auf der Prosecco-Hügel-Route, die in Vidor beginnt, in die Weinberge führt und an Orten vorbei kommt, die reich an Geschichte und Kultur sind, und in Vittorio Veneto endet. Entlang der Strecke stößt man auf Kirchen, Denkmäler, Schlösser und Abteien, Schützengräben, Tunnel und Militärposten aus dem Ersten Weltkrieg. Für die 50 km lange Strecke braucht man vier Tage (die sich durch Verlängerung der Etappen auf zwei oder drei Tage verkürzen lassen), einen Rucksack und Trekkingschuhe. Auf dieser Route ist es auf einzigartige Weise möglich, den Charme des von der UNESCO geschützten Gebietes zu entdecken: ein Abenteuer, das körperliche Anstrengung mit dem herzlichen Empfang in den örtlichen Gasthäusern verbindet, wo ein Glas Prosecco, ein Teller Bigoli, Fleisch vom Spieß und ein Tiramisù nie fehlen.

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FÜR DIE JÜNGSTEN

„PIERO WEIß NICHT, WAS SEINE HEIMAT ODER ITALIEN IST, DENN FÜR IHN GIBT ES AUßERHALB VON BIADENE, WEIT WEG VON MONTELLO, NUR WALD.“
attività per bambini del sito UNESCO nr. 55
In Piero fa la Merica, a erzählt Paolo Malaguti die Geschichte eines Jungen, der Ende des 19 Jhs. Venetien verlässt, um in Brasilien sein Glück zu suchen. Heute erfreut sich das Gebiet dank des Erfolgs des Proseccos und der zahlreichen Unternehmenstätigkeiten einer blühenden Wirtschaft. Obwohl das Gebiet weltweit für seinen Wein und seine Unternehmen bekannt ist, gibt es viele Aktivitäten für Kinder: Inmitten von Museen, Höhlen und Pfahlbauten gibt es viele Gelegenheiten, auf seine Kosten zu kommen. Die Tour beginnt mit einem einfachen, aber dennoch abenteuerlichen Ausflug in das Innere der Erde: Wenige Kilometer von Vittorio Veneto entfernt liegt Fregona, berühmt für die
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Caglieron Höhlen, teils natürliche, teils künstlich angelegte Höhlen (hier wurde Sandstein abgebaut). Über Treppen, Wege, Stege und Brücken gelangen wir ins Innere eines Höhlensystems, begleitet vom Rauschen des Caglieron-Bachs. Zurück an der frischen Luft besuchen wir das
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Museo del baco da seta in Vittorio Veneto, wo Kinder einen der vom Ende des 18. Jhs. bis zu den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs. wichtigsten Wirtschaftszweige der Gegend erkunden können: die Seidenherstellung. Von hier aus geht es weiter nach Tarzo, um eines der einzigartigsten Museen der Gegend zu besuchen: das
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Museo Bonsai della Serenità das von Armando Dal Col gegründet wurde, der sich ein Leben lang mit der Bonsai-Zucht beschäftigte. Weiter geht es an den Seen von Revine Lago entlang zum
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Parco Archeologico Didattico del Livelet: Die Besichtigung der drei rekonstruierten Pfahlbauten dieser archäologischen Stätte aus der Jungsteinzeit ist ein lehrreiches Erlebnis, das auch nachts organisiert werden kann, sogar mit einem Spaziergang im Mondschein. Der nächste Halt ist das
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Molinetto della Croda: Diese Mühle aus dem 17. Jh., die am Rande einer Croda (Felsenkamm) erbaut wurde, ist ein Wahrzeichen für die Einwohner von Treviso. Anschließend verlassen wir das Herz der Hügel und machen einen Spaziergang zwischen den Quellen und Wasserbecken der
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Oasi Fontane Bianche di Fontigo in Sernaglia della Battaglia. Der Rundweg (ca. anderthalb Stunden) ist auch wegen seiner Fauna und Flora interessant: Zugvögel machen hier oft Halt, angezogen vom Wasserreichtum und von den Bäumen, die ihnen Schutz bieten. Die letzten beiden wichtigen Stationen sind die
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Fondazione Jonathan Collection in Nervesa della Battaglia, eine Ausstellung zahlreicher alter Flugzeuge wie Doppel-, Dreidecker und Kriegsflugzeuge aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, die alle restauriert und flugfähig sind, und die
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Tipoteca Italiana in Cornuda, ein faszinierendes Museum über das Universum der Typografie und des Drucks. Bewegliche Schriften, Maschinen, Pressen, Stanzen, die Buch- und Kommunikationsgeschichte vermischen sich hier in einem Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
sito UNESCO nr. 55 in Italia
LESEEMPFEHLUNGEN

Buchempfehlungen zu den Hügeln des Proseccos von Conegliano und Valdobbiadene.

  • Veneto felice, Giovanni Comisso (1984). „Ich lebe von der Landschaft, ich erkenne in ihr die Quelle meines Blutes“, gesteht Comisso zu Beginn seiner Reise nach Venetien, in der die Prosecco-Hügel und die Dörfer des Vorgebirges eine wichtige Rolle spielen.
  • Sull’altopiano e altre prose, Andrea Zanzotto (1995). Chroniken und Erzählungen, die auf der Hochebene zwischen Pieve di Soligo und den ersten Felsen der Voralpen spielen.
  • Angeliche colline, Emilia Salvioni (2003). Gerüche und Farben der Hügel von Soligo aus der Feder der erfolgreichen Kinderbuchautorin.
  • Colloqui con Nino, Andrea Zanzotto (2005). Zanotto erzählt aus der Sicht seines Feundes Nino, eines lokalen Genies, von der Gegend und ihren Veränderungen. Nino drückt sich mit Mottos, Witzen und Prophezeiungen aus, was den Dorfbewohnern und den prominenten Gästen seiner Bacchanalen im Lehen von Rolle, dessen Herr und Herrscher er war, zugute kam.
  • Piave. Cronache di un fiume sacro, Alessandro Marzo Magno (2010). Der Autor begibt sich auf eine Reise von den Quellen des Piave auf dem Monte Peralba bis zur Adria, um die Geschichte und die Traditionen der Gebiete zu erzählen, die der große Fluss durchquert.
  • La parabola degli eterni paesani, Luciano Cecchinel (2018). Die Geschichte eines Dorfes zwischen den ProseccoHügeln und den Bergen am See, in dem eine alte Gemeinschaft unter dem Einfluss der Moderne zerbricht.
  • Là dove si coltiva la vite (2019). Ein Fotoband mit 50 Geschichten verschiedener Autoren, die die Geschichte der Hügel von Conegliano und Valdobbiadene erzählen.
  • Boschèra. Dai vini selvatici al nobile Torchiato del Cansiglio, Angelo Costacurta, Enzo Michelet (2021). Einsame und unerkannte Trauben, die am Rande der Welt der Prosecco-Hügel einen Göttertrank hervorbringen wie nur wenige andere.
  • Vini proibiti. Clinton, Fragolino, Bacò e gli altri vitigni ribelli, Michele Borgo, Angelo Costacurta (2022). Heimliche Rebstöcke leben mit den edlen Glera & Co. zusammen, mit ihrer widerstandsfähigen und faszinierenden Geschichte.
  • Piero fa la Merica, Paolo Malaguti (2023). Die bewegende Geschichte eines Jungen, der seine Heimatstadt in der Provinz Treviso verlässt, um in Brasilien sein Glück zu suchen.
  • Un paesaggio tutelato, Ginevra Lamberti, Filippo Romano (2024). Ein Bildband, angereichert mit einer Geschichte voller Poesie, geschrieben aus der lebendigen Feder der in Vittorio Veneto geborenen Autorin Ginevra Lamberti.

Kinder- und Jugendliteratur:

  • La storia del barba Zhucon, Andrea Zanzotto, Marco Nereo Rotelli (1997). Ein Bildband für Kinder über die Geschichte des „dummen Onkels“, der zusammen mit Mazariol, einem kleinen, rot gekleideten Butzemann mit spitzen Schuhen, der durch die Wälder streift, die Hauptfigur einer volkstümlichen Legende in der Gegend der ProseccoHügel ist.
  • Il Regno dei Palù, Terenzio Gambin, (2020). Illustrierte Geschichte für Kinder über die Entstehung und die Geologie der Palù des Piave-Viertels, Feuchtwiesen, die ein wesentlicher Bestandteil des Hügelsystems und ein in Europa fast einzigartiges Beispiel für Erhaltung und Erweiterung sind.
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