GENUA, LE STRADE NUOVE UND DAS SYSTEM DER PALAZZI DEI ROLLI
WELTKULTURERBE
Das Aufblühen der Republik Genua, die in der Zeit der Jahrhundertwende vom 15. zum 16. Jh. vor der Welt ihre ganze Macht zur Schau stellt, zeigt sich in vielerlei Hinsicht: Von den Fresken mit Bildern von Festen der Prächtigen über die Spiegelspiele, die den Überfluss an Gold, den es in den Sälen gab, noch verstärkten, bis hin zu den herrschaftlichen Marmortreppen und den blühenden Gärten. Die Stolze ist in den Palazzi dei Rolli, den Ikonen ihres goldenen Zeitalters, noch lebendig. Sie geht an den Strade Nuove entlang und tritt in den reich geschmückten Fassaden der Wohnhäuser in Erscheinung, um sich dann in den Caruggi zu verlaufen, im Schatten jener Gassen, wo die Grenze zwischen Adel und Volk verschwimmt. Wie begann das Sistema dei Rolli? Wir schreiben das Jahr 1576: Die einflussreichsten Familien der Republik hatten bereits ihre Residenzen an den Strade Nuove (Via Balbi und Via Garibaldi, die im 16. Jh. eingeebnet wurden) errichtet, doch der Stadt fehlte ein königlicher Hof, um hohe Gäste empfangen zu können. Also stattete der Senat die Stadt mit einer Art rotierendem Königspalast aus und übertrug den Eigentümern der neuen Paläste die Aufgabe, Staatsgäste zu empfangen. Zu diesem Zweck erstellte er ein Verzeichnis, den Rollo, der „öffentlichen Unterkünfte“. Mehr als hundert Paläste wurden in das Verzeichnis aufgenommen. Diese standen im Hinblick auf ihre Palazzi im gegenseitigen Konkurrenzkampf. Heute stehen 42 von ihnen unter dem Schutz der UNESCO.
NICHT ZU VERPASSEN
„Auf den Straßen herrscht ein wunderbares Gedränge. Wenn man am Abend das Hotel verlässt, sind die Straßen voller Menschen. Dann wandert man ziellos durch die Menge, auf und ab, im Zickzack, lebt mit der Menschenmenge, wird mit ihr zu einer Einheit und beginnt daran zu glauben, dass es wirklich eine universelle Seele gibt.“
Von der Liebe zu Genua inspiriert, die in den Worten Dorns in Tschechows Die Möwe zum Ausdruck kommt, tauchen auch wir in die Straßen „voller Menschen“ ein und schlendern durch die Strade Nuove.
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„Es lacht der rote gewölbte Palast mit dem
großen Säulengang: / Wie die Katarakte des
Niagara / singt, lacht, inbrünstig flatternd die
fruchtbare Symphonie drängend zum Meer: /
Genua singt dein Lied!“
Genua scheint sich das Privileg vorbehalten zu haben, die Qualen der Seele in Gedichten und Liedern zu besingen. Der Dichter Dino Campana widmete 1914 das letzte Gedicht seiner Canti orfici der Stadt, als wolle er damit andeuten, dass Genua der ideale Landeplatz für die erzählte Traumreise ist. Giorgio Caproni, der in Livorno geboren wurde, dessen Wahlheimat Genua ist, geht so weit, in Genova di tutta la vita zu sagen: „Genua bin ich. Ich bin es, der aus Genua gemacht ist“. La Superba war auch der Geburtsort von Eugenio Montale, der dem Corso Dogali, dem Haus seiner Kindheit, ein Gedicht widmete. Zu den zahlreichen Liedermachern, die sich von den Lichtern und Schatten des historischen Zentrums haben inspirieren lassen, gehören Luigi Tenco, Umberto Bindi, Gino Paoli, Bruno Lauzi, Ivano Fossati und natürlich Fabrizio De André: Über dessen Verbundenheit mit seiner Heimatstadt schreibt Giuliano Malatesta in seinem Buch La Genova di De André
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Die italienischen UNESCO-Welterbestätten erzählen ihre Geschichte durch die Worte großer Schriftsteller, die ihre Geschichte und Schönheit gefeiert haben
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„GENUA MEINE GANZE STADT, / GERANIUM. PULVERFASS. / GENUA AUS EISEN UND LUFT, / MEIN SCHIEFER, SANDSTEIN. / GENUA SAUBERE STADT. / BRISE UND LICHT STEIGEN. / VERTIKALES GENUA, / SCHWINDEL, LUFT TREPPE.“


LESEEMPFEHLUNGEN
Buchempfehlungen, um die „universelle Seele“ von Genua zu begreifen.
- I palazzi di Genova, Peter Paul Rubens (1622). Überwältigt von der Raffinesse der edlen Residenzen, in die er in den Jahren 1604–06 mehrmals eingeladen wurde, beschloss Rubens, dem Antwerpener Adel das typische Wohnmodell der Renaissance zu zeigen, das er in der prächtigen Stadt entdeckt hatte. So schrieb er eine „Operette“, in der er Pläne und architektonische Schnitte der Residenzen wiedergab, die ihn am meisten beeindruckten. Diese zeugt von der ursprünglichen Struktur mit 31 Palästen und vier Kirchen im Genua des 17. Jhs.
- Correspondance, Gustave Flaubert (1887). In dieser Sammlung von Briefen, die in Italien von Giuseppe Marcenaro herausgegeben wurde, bringt der französische Schriftsteller seine ganze Faszination für Genua zum Ausdruck, das er nur mit Mühe verlassen konnte, um seine Reise fortzusetzen.
- Die Möwe, Anton Tschekow (1895). Der russische Dramatiker hatte Genua ein Jahr vor der Abfassung dieses Stücks besucht: Seine Hommage an die Stadt ist den Worten des Dr. Dorn anvertraut..
- Canti orfici, Dino Campana (1914). Genua ist das abschließende Lied: Eine endgültige Botschaft am Ende der Initiationsreise des Dichters.
- Sei stato felice, Giovanni, Giovanni Arpino (1952). Sein erster Roman, eine raue Geschichte zwischen den Gassen und dem Hafen, begleitet uns in das Genua der Nachkriegszeit: Zwar eine dekadente Stadt, aber dennoch voller Energie.
- Tagebuch aus den Jahren 71/72, Eugenio Montale (1973). Diese Sammlung enthält das Werk Corso Dogali, das der lebhaften Straße gewidmet ist, in der 1896 der berühmte Autor von Die Knochen eines Tintenfisches geboren wurde.
- Genova di tutta la vita, Giorgio Caproni (1983). Diese Sammlung von Gedichten, die sich an die Stolze, fast ein Alter Ego des Autors, richten, enthält Lʼascensore (1948–49) und Litania (1956).
- Der Rand des Horizonts, Antonio Tabucchi (1988). Tabucchi lebte und lehrte 12 Jahre in Genua. Sein Roman noir spielt in einer undefinierten Meerestadt, in der Teile der ligurischen Hauptstadt leicht zu erkennen sind. „Er ging zu den Aufzügen, die zu den Hügeln hinaufführen, jenseits der Paläste, die die Stadt befestigen“.
- Königin ohne Schmuck, Maurizio Maggiani (2001). Das Meisterwerk Ecce Homo von Antonello da Messina, das im Palazzo Spinola aufbewahrt wird, ist Gegenstand dieser Erzählung, die zwischen dem Hafen von Genua und einer im Pazifik verlorenen Insel spielt.
- La Genova di De André, Giuliano Malatesta (2019). Bericht über die 35 Jahre, die der berühmte italienische Liedermacher in Genua verbrachte, wo er Freundschaften zu anderen Künstlern pflegte und Nachtspaziergänge in den Caruggi machte.
- La fine è ignota, Bruno Morchio (2023). Der Erfinder des beliebten Privatdetektivs Bacci Pagano vertraut einer neuen Hauptfigur, Mariolino Migliaccio, schwierige Ermittlungen an, die ihn von den Schatten der Caruggi zu den prunkvollsten Villen Genuas führen.
Kinder- und Jugendliteratur:
- Genova Sinfonia della città, ein Kurzfilm von Emanuele Luzzati, Sergio Noberini, Luigi Berio (2005). Aus den großartigen Zeichnungen, die Luzzati von seiner Heimatstadt machte, wurde ein 14 Minuten langes und fesselndes Video erstellt, in dem die senkrechten Architekturen, die Sinnbilder und der Hafen Genuas gezeigt werden.

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