MANTUA UND SABBIONETA
SERIELLES WELTKULTURERBE
Jeder, der zum ersten Mal nach Mantua kommt, sieht eine Stadt, die aus dem Wasser der Seen emporsteigt. Seen, die über Jahrhunderte die Grenze Mantuas waren und somit die Identität der Insel-Stadt formten. Wir kommen über die Brücke von San Giorgio nach Mantua. Von hier hat man einen besonders schönen Blick auf die Skyline der Stadt und wir erkennen sofort die besondere Baustruktur. Die tausendjährige Geschichte ist gut an ihrem Stadtbild zu erkennen. Mantua war bereits von Seen umgeben, als es noch eine etruskischrömische Siedlung war. Im Mittelalter entwickelte sie sich weiter und wurde unter der Herrscherdynastie der Gonzaga zur idealen Stadt der Renaissance. Der Palazzo Ducale (Herzogspalast) ist der Dreh- und Angelpunkt Mantuas. Von hier aus begann sich die Stadt zu erweitern. Auf der anderen Seite liegt das damals vor den Stadtmauern gelegene Lustschloss, der Palazzo Te. Erbaut nach dem Willen von Vespaniano Gonzaga ist Sabbioneta ein Beispiel für eine ideale Renaissancestadt. Im Gegensatz zu Mantua, die komplexer und vielschichtiger ist, wurde hier der Plan einer Idealstadt vollständig umgesetzt. Quasi von Grund auf neu erbaut, wurde Sabbioneta Mitte des 16. Jhs. zur perfekten Hauptstadt des Herzogtums des Vespasiano Gonzaga. Die zwar unterschiedliche, jedoch komplementäre urbane Entwicklung beider Städte steht für ein und dasselbe kulturelle Erbe, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.
NICHT ZU VERPASSEN
„Dora ist an Schönheit gewöhnt, denn in Mantua gibt es überall ein Denkmal. Den Palazzo Ducale hat sie schon tausendmal gesehen, denn er ist nicht weit von ihrem Haus entfernt. Doch als sie an der großen Exedra vor der Renaissance-Villa von Giulio Romano ankommt, verschlägt es ihr die Sprache.“
Die im Buch Il cielo sbagliato von Silvia Truzzi beschriebenen Orte sind Etappen auf unserem Rundgang. Dieser stellt den Weg der Herzöge von Gonzaga nach, die sich vom Palazzo Ducale zum Palazzo Te begaben.
Google Maps
„[...] an den Wänden eines anderen Raumes
sind Dutzende von Riesen (Giganten, die
mit Jupiter Krieg führen) zu sehen, die so
unvorstellbar hässlich und grotesk sind, dass
es verwunderlich ist, wie sich ein Mensch
solche Kreaturen vorstellen kann [... Sie]
werden als unter dem Gewicht einstürzender
Gebäude taumelnd beschrieben, und in den
Trümmern überwältigt [...] die vergeblich
versuchen, die Säulen der schweren Dächer
zu stützen, die auf ihre Köpfe stürzen; und,
mit einem Wort, jede Art von verrückter und
demonstrativer Zerstörung durchmachen.“
Es sind harte Worte, derer sich Dickens bedient, um die Fresken des beeindruckenden Saals der Giganten, der zu einem der faszinierendsten Säle des Palazzo Te gehört, zu beschreiben. Der Baumeister Giulio Romano ließ hier im Fresko den Zorn Jupiters gegenüber den Giganten darstellen, die es wagten, den Olymp zu besteigen, um den Göttervater herauszufordern. Die verdrehte Perspektive der an die Wände gemalten Körper ist eine der eindrucksvollsten Fantasievorstellungen der Renaissancemalerei.
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Die italienischen UNESCO-Welterbestätten erzählen ihre Geschichte durch die Worte großer Schriftsteller, die ihre Geschichte und Schönheit gefeiert haben
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„WISST IHR, WO MEIN VATER LEBTE? IN EINEM SCHÖNEN DORF, MIT RECHTWINKLIG GESCHNITTENEN STRAßEN, MIT GERÄUMIGEN PLÄTZEN, MIT ZWEI SCHÖNEN KIRCHEN, MIT PRÄCHTIGEN STADTMAUERN UND MIT SECHS FESTUNGSBASTIONEN, UND SONST NICHTS.“


LESEEMPFEHLUNGEN
Buchempfehlungen zu Mantua und Sabbioneta.
- Italienische Reise, Charles Dickens (1846). Der scharfe, ernüchterte und brandaktuelle Blick von Charles Dickens, der Italien vom Norden bis zum Süden bereist.
- Antiafrodisiaco per l’amor platonico, Ippolito Nievo (1956). In seinem ersten Roman blickt der Autor von Bekenntnisse eines Italieners mit Leidenschaft und großem Eifer auf das Italien des Risorgimento. Der Roman wurde 1851, aber erst 1956 veröffentlicht. 1956.
- 18 mal Italien, Guido Piovene (1957). Piovene bereiste das Bel Paese drei Jahre und schrieb dann diese einzigartige und detaillierte Reportage, die als Klassiker der italienischen Reiseliteratur gilt. Von den Alpen über Mantua bis nach Sizilien lädt uns der Autor ein, die Wunderwerke Italiens zu entdecken.
- La signora del Rinascimento, Daniela Pizzagalli (2001). Das Leben und der Glanz der Isabella d’Este, der Frau, die während der schwierigen und blutigen Kriegsjahre durch Mäzenatentum und Diplomatie zum Aufstieg des Hofs in Mantua beitrug
- Le righe nere della vendetta, Tiziana Silvestrin (2011). Nach I leoni d‘Europa ist es erneut der Hof der Gonzaga, der diesen historischen Thriller inspiriert. Dieser spielt in der Moderne, die zwischen Vernunft und Aberglauben schwankt. Der Justizhauptmann Biagio dell‘Orso lüftet ein Geheimnis
- Tre allegri malfattori, Davide Bregola (2013). Die Stadt, die während des internationalen Festivals der Literatur zur literarischen Hauptstadt Italiens wird, musste einfach die Kulisse für einen Roman noir mit grotesker Note werden. Hier werden bizzarre Charaktere mit Situationen vermischt, als wäre es eine Hommage an die surrealisten Filme der Coen-Brüder.
- Le nemiche, Carla Maria Russo (2017). Vor der Kulisse der Höfe von Mantua und Ferrara werden die Rivalitäten, Leidenschaften und Intrigen von zwei der einflussreichsten Frauengestalten der Renaissance beschrieben: Isabella d‘Este und Lucrezia Borgia.
- Una ragazza cattiva, Alberto Beruffi (2017). Im trägen Hedonismus der 1980er Jahre ist Mantua eine „schlafende Schönheit“, wo die Trägheit der bürgerlichen Konventionen die beste Fassade ist, um die Schatten des Collegio Santo Spirito zu verbergen. Vierzig Jahre später wird die Stadt zum Schauplatz einer abscheulichen Mordserie, die wie ein einziges makabres Theaterstück anmutet.
- Il cielo sbagliato, Silvia Truzzi (2022). Sie wählt für dieses Frauenepos, das das Leben zweier Frauen miteinander verbindet, die durch den Klassenunterschied getrennt, jedoch durch das Schicksal der Unterwerfung und des Missbrauchs vereint sind, ihre Heimatstadt: eine Geschichte der Emanzipation, die sich über drei Jahrzehnte erstreckt – vor dem Hintergrund eines Mantuas, das zwar schön ist, aber dennoch auf die Gewalt des zwanzigjährigen Faschismus zusteuert.
Kinder-und Jugendliteratur:
- I nani di Mantova, Gianni Rodari (1980). Eine der letzten Erzählungen Rodaris spielt in Mantua. Es ist die Geschichte einer kleinen, großen Revolte gegen die Missbräuche und voll Vertrauen hinsichtlich einer „anderen“ und solidarischen Welt, in der etwas anderes wichtiger ist als die Körpergröße.

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